Geschichte und Tradition

Landschftsgemälde von Hubert Schmid
Gemälde von H. Schmid

Die Landschaft des Rupertiwinkels und des Chiemgaus wurde durch die Alpengletscher während der letzten Eiszeit geformt. In den zurückbleibenden Becken bildeten sich der Chiemsee und der Waginger See mit dem anschließenden Tachinger See. Eingerahmt werden diese Seen von der von den Gletschern zurückgelassenen Hügellandschaft.
Dominiert wird das Landschaftsbild von der im Süden gelegenen Chiemgauer und Salzburger Alpenkette.
Die Gemeinde Taching umgibt den gleichnamigen See zu zwei Dritteln, ein erheblicher Teil des Gemeindegebiets ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.

Die Region rund um den Tachinger See ist, wie Funde aus der Jungsteinzeit belegen, seit mindestens 2500 bis 2000 v. Chr. besiedelt. Aus der Bronzezeit (1800 - 1200 v. Chr.) sind Depots mit Ring- und Spangenbarren erhalten, die bei Gessenhausen gefunden wurden und heute in der Prähistorischen Staatssammlung in München aufbewahrt werden.

Die Kelten, die sich ab dem 5. Jhdt. v. Chr. im Alpenvorland ausbreiteten gründeten die Provinz Noricum. Anzeichen keltischer Siedlungstätigkeit zeigen Luftbildaufnahmen, die zwischen Fisching und Tengling eine Grabhügelgruppe aus der Hallstattzeit vermuten lassen. Die Keltenherrschaft wurde etwa um 15 v. Chr. von den Römern beendet, die dann für ca. 500 Jahre regierten. Reste römischer Besiedlung wurden in Limberg, Eging, Hucking und Mauerham gefunden. Etwa Mitte des 6. Jhdt's. nahmen die Bajuwaren mit dem damaligen Stammgeschlecht der Agilofinger Besitz von der Provinz Noricum. Bajuwarische Reihengräberfriedhöfe wurden in Unter- und Obertaching (im Bereich Friedhof/ Kirche), Gessenhausen, Tengling, Coloman, Eging und Mollstätten gefunden.

Es entstanden in Bayern mehrere Bistümer und Klöster, die von den Agilolfingerfürsten reichlich ausgestattet wurden. Ende des 7. Jhdts. gewährte Herzog Theodo II. dem Missionar St. Rupertus aus Worms das Recht, sich einen Bischofssitz zu wählen. Rupertus entschied sich für die zerstörte Römerfestung Juvavum - das heutige Salzburg - und begann dort 696 die Abtei St. Peter und das Frauenkloster Nonnberg zu errichten. Im Jahre 788 setzte König Karl der Große den letzten Agilolfingerherzog Tassilo III. ab und Bayern wurde karolingisch. Mit dem Machtwechsel wurden die Besitzverhältnisse, insbesondere die Schenkungen der Agilolfinger an die Kirche, in Frage gestellt. Arn, seit 785 Bischof von Salzburg und mit Karl dem Großen befreundet, erfasste deshalb die weitverstreuten Besitztümer, die die Kirche von den Agilofingern erhalten hatte in der 'Notitia Arnonis' und ließ den Besitz von Karl bestätigen. Mit dem Eintrag "ad tengihilinga ecclesia cum territorio" (in Tengling eine Kirche mit zugehörigem Gebiet) wurde die Ortschaft Tengling darin 788 erstmals erwähnt.

Taching wird anläßlich einer Schenkung 987 erstmals urkundlich erwähnt. Der "nobilis clericus" Pilgrim vermachte dem Kloster St. Peter seinen Besitz in Taching mitsamt Mühle, Müller und den Fischerfamilien. Bei diesem "adligen Kirchenmann" könnte es sich um den Bischof Pilgrim von Passau gehandelt haben, der eine gewisse Bekanntheit hat, weil an seinem Hof das Nibelungenlied niedergeschrieben wurde. Die Endung -ing in den beiden Ortsnamen Taching und Tengling deutet allerdings auf einen Ursprung in der frühbajuwarischen Zeit hin, die Siedlungen sind also sicher deutlich älter als ihre erste urkundliche Erwähnung. Der erste Teil des Ortsnamens geht auf den jeweiligen Grundherrn zurück. Der Name des "tengihilo" oder "tenchilo" leitet sich vom althochdeutschen Wortstamm des (Streit-)Hammers ab. Bei Taching und dem zugehörigen See könnte das althochdeutsche "daha" oder "thaha" für Lehm, Morast, Schlamm Pate gestanden haben, vielleicht leitet sich der Ortsname aber auch von einem "tacho" ab. Im 8. bis 9. Jhdt. dürften die Orte mit der Endung - hausen entstanden sein. Urkundlich erwähnt wurde Gessenhausen als "Gozinhosin" erstmals im 12. Jhdt.

1048 verschenkte Heinrich III., Kaiser und bayerischer Herzog, einen großen Wald bei Waging an die Kirche. In der Schenkungsurkunde wird erstmals der Tachinger See (lacum quendam Tachinse) genannt. Der gesamte See (die Trennung bei Tettenhausen war vor der Absenkung des Seespiegels im Jahr 1867 nicht so deutlich wie heute) wurde lange Zeit als Tachensee bezeichnet, den Namen Waginger See föhrt der südliche Teil erst seit etwa 170 Jahren. Die Tachinger hatten im 11. Jahrhundert ihre Burg oder zumindest einen Herrenhof im Bereich des Kirchbergs. Ihre Linie erlosch 1382. Sie waren als Salzburger Ministerialen tätig, ihre Sippe war aber auch als Reichenhaller Sudherren an der Salzgewinnung beteiligt und über einen Engelbert von Taching mit den Törringern verwandt. Es könnte deshalb sein, dass ein Teil des Eigenbesitzes in Taching an die Törringer fiel. Güter hatten hier aber auch die Seekirchen-/Surberg-/Högler, die Steffling-/Tettelhamer und die Staufenegger Herren.

In Burg bei Tengling hatte das altbayerische Grafengeschlecht der Tenglinger aus der Verwandtschaft der Sighardinger den Stammsitz.. Graf Friedrich von Tengling erbaute um das Jahr 1060/70 eine Burg, die für zwei Generationen zum Stammsitz der Herren von Tengling wurde; deren Namen sind im altdeutschen Epos "König Rother" (um 1150) erwähnt. Bedeutende Repräsentanten der Familie sind Graf Sighard, Patriarch von Aquileja (+1078) und Graf Heinrich, Bischof von Freising (+1137). Im Jahre 1115 erlischt der Name Tengling, während das Grafengeschlecht bis zu seinem Aussterben (1164) unter der Bezeichnung Herren von Burghausen weiterlebt. Die Burg Tengling und weitere Güter fielen an das Kloster Michaelbeuern, das die Sighardinger Grafen gestiftet hatten und das ihnen als Haus- und Grablegekloster diente. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde die Burg Tengling entweder zerstört oder aufgegeben.

Ab dem 12. Jhdt füllen die Törringer das Vakuum um Tengling auf. Die Stammburg der Ritter von Toerring lag in Törring, danach in Haus. Im Jahr 1210 wurde den Törringern vom Erzbischof von Salzburg gestattet, bei Haus eine Burg zu erbauen. 1421 wurde dieser Stammsitz nach Streitigkeiten mit Heinrich dem Reichen von Bayern zerstört und die Steine wurden zum Ausbau der Burg zu Burghausen verwendet. In langen Auseinandersetzungen mit den Salzburger Erzbischöfen erwarben die Törringer für ihre Sitze in Törring und Tengling 1328 das Niedergericht in Form einer gebietsmäßig umschriebenen  Hofmark, die als Kern der späteren Gemeinde Tengling bis 1848 bestand. Im Bereich westlich des Sees war es den Erzbischöfen gelungen, die Herren von Tettelham, Steffling und Taching ihrer Dienstmannschaft einzugliedern. Seit dem 14. Jahrhundert gehörte Taching ebenso wie die ursprünglich Berchtesgadener Güter um Eging, Grendach und Mauerham zum Pflegegericht Tettelham. Zusammen mit einem weiteren Viertel des Pflegegerichts - Weitgassing - bildete dieses Gebiet die spätere Gemeinde Taching.

Insgesamt wirken heute die Besitz- und Herrschaftsverhältnisse ab dem Mittelalter verwirrend. Um etwas Verständnis für die historische Entwicklung des Landkreises Laufen und der beiden zunächst selbstständigen Gemeinden Taching und Tengling zu bekommen, vereinfacht vielleicht soviel: Im Lauf der Jahrhunderte wurde der Erzbischof von Salzburg geistliches und weltliches Oberhaupt eines zusammenhängenden Gebiets. Aufgrund von Grenzstreitigkeiten zwischen Bayern und Salzburg wurde 1275 der Grenzverlauf eindeutig festgelegt und das später als Rupertiwinkel bezeichnete Gebiet wurde dem Salzburger Hoheitsbereich zugeschlagen. Salzburg erlebte die nächsten 500 Jahre hindurch eine relativ friedliche Epoche, unberührt von den Kämpfen der Nachbarländer Österreich und Bayern. 1803 wurde das geistliche Fürstentum Salzburg im Zuge der napoleonischen Kriege und der Säkularisation aufgehoben und das Land Salzburg wurde 1805 an Österreich angegliedert. Damit gehörte auch der Rupertiwinkel westlich der Salzach zu Österreich,  allerdings nur bis zur Niederlage der Österreicher gegen Frankreich im Jahre 1810. Als Dank für die Waffendienste wurde der Rupertiwinkel 1810 an Bayern übertragen. Nach dem Sturz Napoleons wurde 1816 im Münchner Vertrag zwischen dem Bayerischen König und dem österreichischen Kaiser festgelegt, dass das Erzbistum geteilt wird und die Saalach-Salzach-Linie von Piding bis Burghausen die Grenze zwischen Österreich und Bayern bilden soll.

Seit 1810 - dem Beginn der Zugehörigkeit zu Bayern - wurde die Verwaltungsstruktur neu geordnet, nach einigem Hin und Her entstanden 1820/21 die Gemeinden Taching und Tengling, die bis zur Gebietsreform Bestand hatten. Als 1816 das Salzburger Herrschaftsgebiet geteilt wurde, bestanden die inzwischen aus den alten Pflegegerichten hervorgegangenen Landgerichtsbereiche Tittmoning und Laufen zunächst weiter. 1862 wurde daraus das Bezirksamt Laufen gebildet, weitgehend identisch mit dem Rupertiwinkel. 1972 wurde der Landkreis Laufen aufgelöst und damit die historisch gewachsene Verwaltungsstruktur des westlich der Salzach gelegenen Rupertiwinkels. 22 ehemalige Laufener Gemeindegebiete wurden dem Landkreis Traunstein angegliedert. Einige dieser Gemeinden wurden allerdings zusammengelegt - am 01.05.1978 entstand so aus Tengling und Taching am See die Gemeinde Taching am See. Zwischenzeitlich hatte es allerdings bereits einmal eine Gebietsveränderung ganz anderer Art gegeben: 1867 wurde der Spiegel des Waginger und damit auch des Tachinger Sees durch Vertiefung des Abflusses der Ache bei Petting um fast zwei Meter abgesenkt. Vorrangiges Ziel war die Trockenlegung von Feuchtwiesen und die Gewinnung von Neuland. Die See-Enge bei Tettenhausen verringerte sich von zuvor 150 Metern auf die heutigen 20 Meter.